Neuigkeiten, Religionsunterricht Frank Bürger

Buchvorstellung: Bibliolog, Band 1

Bibliolog ist ein Weg, die Bibel als lebendig und bedeutsam für das eigene Leben zu erfahren. Eine Gruppe, Gemeinde oder Klasse entdeckt die Geschichten der Bibel und legt sie aus, indem sie sich in biblische Gestalten hineinversetzt und als solche auf Fragen antwortet, die der Text offen lässt. Erfunden von dem jüdischen Nordamerikaner Peter Pitzele, ist dieser Zugang in der jüdischen Tradition des Midrasch verwurzelt. Faszinierend ist beim Bibliolog vor allem, wie rasch es gelingt, dass Menschen – ob kirchlich sozialisiert oder nicht – sich von den biblischen Texten bewegen und berühren lassen und ihre Aktualität ganz unmittelbar erfahren. Bibliolog hat sich im deutschen Sprachraum rasch verbreitet und wird mittlerweile an vielen Orten praktiziert. Die zunehmende Erfahrung mit diesem Zugang in Europa und seine Weiterentwicklung haben dazu geführt, dass seine Darstellung jetzt in zwei Bänden erfolgt. Der erste Band stellt die Grundformen vor, die in kurzer Zeit mit beliebig großen Gruppen durchführbar sind, der zweite die Aufbauformen, die eine intensivere Begegnung mit dem Bibeltext ermöglichen.

Was ist ein Bibliolog?

Die Bibliologin oder der Bibliologe führt im „Prolog“ zunächst in diesen Zugang kurz ein. In der „Hinführung“ wird in die konkrete biblische Geschichte hineingeleitet, die wesentlichen Informationen über den Text werden erzählerisch vermittelt und die Identifikation mit der ersten Rolle wird angebahnt. An einer Stelle, wo „weißes Feuer“ loder, schlägt die Leitung die Bibel auf und liest einen Satz oder einen kurzen Abschnitt. Aus diesem weist sie der Gemeinde die Rolle einer biblischen Gestalt zu („enroling“) und spricht sie in dieser an.

In der Geschichte von der Aussendung der Zwölf (Mk 6,7-13) könnte zunächst Vers 7 gelesen werden: „Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei und gab ihnen Macht über die unreinen Geister.“ Den Teilnehmenden wird zunächst die Rolle der Jünger zugewiesen: „Sie sind einer der Jünger. Jünger, du wirst von Jesus ausgesendet und bekommst Macht über die unreinen Geister zugesprochen. Wie ist das für dich?“

Wer möchte, äußert sich dazu (nacheinander) in der Rolle eines Jüngers, und zwar in der Ich-Form.

Auf der Folie der persönlichen Lebensgeschichte mag daher der eine spontan äußern: „Das ist mir noch zu groß – was traut mir Jesus da zu“? Eine andere sagt hingegen vielleicht: „Ich bin bereit.“ Ein dritter könnte äußern: „Gut, dass wir zu zweit gehen“, die vierte zweifelt hingegen vielleicht: „Ob die Geister mir wirklich gehorchen?“

Die Äußerungen werden von der Leitung als „echoing“ sprachlich aufgenommen und verstärkt. Im „interviewing“ kann auch nachgefragt werden, wenn beispielsweise Inhalte nur angedeutet werden.

Nach einigen Äußerungen lenkt die Leitung zum Text zurück. Sie liest den nächsten Satz oder Abschnitt und hält erneut da inne, wo Fragen an den Text offen bleiben. Die Gemeinde bekommt erneut eine Rolle zugewiesen, die entweder eine andere Person oder auch die gleiche Person in einer späteren Situation sein kann. Erneut äußern sich Einzelne.

So könnten weiter die Verse 8-11 gelesen werden, in denen die Jünger aufgefordert werden, nur Stab und Schuhe, nicht aber Geld, Tasche und ein zweites Hemd mitzunehmen, in einem Haus zu bleiben, wo sie aufgenommen werden und im anderen Fall den Staub von den Füßen zum Zeugnis gegen dieses Haus zu schütteln. Dann werden vielleicht noch einmal die Jünger gefragt: „Jünger, nun wird es konkret. Was geht dir durch den Sinn bei diesen Anweisungen?“

Anschließend könnten die Teilnehmenden in der Rolle des Jesus gefragt werden: „Jesus, du siehst deine Jünger ziehen, je zwei und zwei zusammen, und blickst ihnen nach. Wie ist das für dich?“

Abschließend könnten noch einmal die Jünger nach ihrer Rückkehr gefragt werden: „Welches war die wichtigste Erfahrung für dich?“

Nach einigen Szenen wird der Bibliolog abgeschlossen. Die Leitung entlässt die Gemeinde aus den Rollen und führt im „Epilog“ in die Gegenwart zurück. Die unterschiedlichen Aussagen und damit auch die unterschiedlichen Zugänge zum biblischen Text bleiben nebeneinander stehen und werden nicht in eine einheitliche Botschaft aufgelöst.

Quelle: bibliolog.de

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